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Was ist dran am Skandal um den "eos"-Lippenbalsam?

Was ist dran am Skandal um den "eos"-Lippenbalsam?
© Daniel Sommer
Ausschlag, Bläschen, rissige Lippen: Der Kosmetikhersteller "eos" hat eine Sammelklage am Hals. Sein kugelrunder Lippenbalsam soll Hautirritationen auslösen, heißt es. Was ist dran?

Er sieht aus wie ein Osterei, ist in Knallfarben verpackt und in leckeren Duftrichtungen wie "Strawberry Sorbet", "Summer Fruit", "Blueberry Acai" und "Sweet Mint" erhältlich. "eos", der Lippenbalsam der gleichnamigen amerikanischen Beauty-Marke, ist ein Verkaufsschlager. Auch Stars wie Britney Spears, Miley Cyrus oder Kim Kardashian werben für die "100% natürlichen" Pflegeprodukte, die die Lippen "zart, weich und sensationell geschmeidig" machen sollen.

Doch seit einigen Tagen geistern Bilder von Lippen durchs Netz, die alles andere als das sind:

Hautausschlag. Trockene, rissige und teils sogar blutige Lippen. Bläschen. Von solchen Nebenwirkungen berichten vorwiegend Frauen, die den "eos"-Lippenbalsam verwendet haben. Losgetreten hat den Protest die Amerikanerin Rachael Cronin, die den Hersteller verklagt hat.

Nur wenige Stunden nach dem Auftragen hätten sich ihre Lippen wie Schmirgelpapier angefühlt, heißt es in der öffentlich einsehbaren Sammelklage. Nachdem sie "eos" erneut aufgetragen hatte, um die Haut zu beruhigen, hätten ihre Lippen blutige Risse bekommen. Am nächsten Tag sei sie mit Bläschen und Ausschlag am Mund aufgewacht. Die Symptome hätten zehn Tage angedauert. Nun fordert sie Schadensersatz.

Der Hersteller selbst hält die Klage für haltlos und seine Produkte für sicher:

"Unsere Produkte werden aus hochwertigen Inhaltsstoffen hergestellt und erfüllen alle Sicherheits- und Qualitätsstandards unserer Branche", heißt es in einer offiziellen Erklärung, die das amerikanische Unternehmen auch via Twitter veröffentlicht hat. Um dies zu gewährleisten, führe ein unabhängiges Labor mit allen "eos"-Produkten strikte Tests durch. "Die Gesundheit und das Wohlbefinden unserer Kunden hat für uns oberste Priorität", betont "eos".

Was sagt der Experte?

Dass ein Produkt wie der Lippenbalsam von "eos" nicht von allen vertragen wird, wundert den Allergologen, Biologen und Sanitätsrat Dr. Wolfgang Klee aus Mainz nicht: "Nicht alles, was natürlich ist, ist auch immer gut verträglich. Auch natürliche Inhaltsstoffe wie Limone, Bienenwachs, Kokosnussöl oder sogar Kamille können allergische Reaktionen hervorrufen." Je mehr Inhaltsstoffe ein Kosmetikprodukt habe (bei "eos" sind es offiziell zwölf), desto größer sei auch die Wahrscheinlichkeit, dass man einen dieser Stoffe nicht vertrage.

Und je mehr Menschen ein Produkt nutzen, desto größer sei eben auch die Wahrscheinlichkeit, dass einige von ihnen darauf allergisch reagieren. "Selbst wenn auf einem Produkt "dermatologisch getestet" steht, heißt das noch lange nicht, dass es jeder verträgt", so Klee. Insbesondere Duft- und Aromastoffe lösen häufig Allergien aus.

Weil die Haut gerade an den Lippen so dünn und empfindlich ist, rät der Experte: "Als verantwortungsbewusster Nutzer sollte man bei neuen Kosmetikprodukten vorsichtig sein und zum Beispiel einen Lippenbalsam zunächst zwei Tage in der Ellenbeuge ausprobieren, um zu sehen, ob man ihn verträgt." Allerdings sollte auch ein Kosmetikhersteller stets auf die Risiken seiner Produkte hinweisen.

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nw

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